Der Revisor (2013)
«Als der Schwindel dann doch auffliegt, ist der junge Mann mit den Taschen voller Geld schon über alle Berge.»
Nikolaj Gogols Komödie «Der Revisor» (1836) handelt von einer durch und durch korrupten und verkommenen Gesellschaft in einer abgelegenen russischen Provinz. Fern ab der Hauptstadt St. Petersburg hat man ein eher lockeres geradezu distanziertes Verhältnis zu Recht und Ordnung: Die Obrigkeit waltet und schaltet nach Eigeninteresse, vernachlässigt auf schändlichste Weise ihre Pflichten und wirtschaftet vornehmlich in die eigene Tasche. Jeder nimmt, was er kann, und den Letzten beissen die Hunde. Doch nun wird ein Revisor angekündigt und dies versetzt die Beamten in kopflose Panik. Überstürzt macht man sich daran, den Schein eines wohlgeordneten und diensteifrigen Staatsapparates aufzuziehen. In einem jungen durchreisenden Beamten aus Petersburg glaubt man den Revisor zu erkennen und bemüht sich mit allen Mitteln sein Wohlwollen zu gewinnen. Schnell ist man im Glauben festgefahren, dieser junge Mann sei jener angekündigte Revisor, und übersieht vollkommen, dass es sich hierbei nur um einen wild fabulierenden Taugenichts handelt, der in akuter Geldnot steckt. Nur allzu gerne lässt sich der junge Mann Geld zustecken und fürstlich bewirten und so glaubt die Obrigkeit ihn in der Tasche zu haben. Der Status Quo scheint gewahrt und alles wischt sich beruhigt den Schweiss von der Stirn: Man ist noch einmal davon gekommen. Als der Schwindel dann doch auffliegt, ist der junge Mann mit den Taschen voller Geld schon über alle Berge.
(Text: Eric Locher)